Pater Anselm Grün ermutigt in der Kirche Maria Himmelfahrt in Elfershausen fast vierhundert Zuhörer, ihr eigenes Leben bewusst zu leben.
"Dum spiro spero", Ciceros 2000 Jahre altes Vermächtnis die Hoffnung nie aufzugeben, ist auch für Pater Anselm Grün ein Mutmacher-Zitat für Verzagte und Zweifler. Ja zu sagen zum eigenen Leben, Mut zu haben, der zu sein, der man ist, sind Kernbotschaften des populären Mönchs aus der Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach. Wenn man im Hamsterrad verweile, danach strebe, die Erwartung Anderer zu erfüllen, Angst habe vor zu wenig Anerkennung, Angst vor dem Perfektionismus des Anderen, "wenn ich nur funktioniere, dann lebe ich nicht", heißt Grüns Weckruf. "Ich will Menschen ermutigen ihr Leben zu leben", erklärt er weiter.
Einsichten und Ansichten
Lebenspraktische Einsichten, Beispiele aus eigenem Erleben, hilfreiche Antworten aus der Bibel und Aussagen aus seinem Buch "Versäume nicht Dein Leben", sind die Leitlinien seines Vortrags in der Maria Himmelfahrt Kirche in Elfershausen. Die Besucher folgen seinen Thesen höchst aufmerksam, weil das, was er sagt, authentisch wirkte. Dabei ist sein Auftreten eher schlicht, er spricht leise und ohne Pathos. Sparsame Gesten unterstreichen die wichtigsten Aussagen, mit ganz wachen Augen schaut er ins Publikum, nimmt die Zuhörer gefangen, begleitet sie in seine christliche Welt. Der Erfolgsautor, der inzwischen "über dreihundert Bücher geschrieben hat", wie Pfarrgemeinderatsvorsitzender Alois Knüttel in seiner Begrüßung sagte, wirkt so viel echter, als geschliffene Motivationstrainer aus dem Fernsehen. Er überzeugt in dieser Umgebung genauso wie als Talkshowgast im Fernsehen, auch weil er seine Wurzeln nicht verkennt: "Hier, in Kirchen mit solcher Atmosphäre, spreche ich am liebsten zu und mit den Menschen", verrät Pater Anselm, während er am Ende der hundert spannenden Minuten seine Bücher signiert.
Es ist gut so, wie ich bin
Getraut haben sich Elfershäuser und die Besucher aus der Region nicht, nach seinem Vortrag Fragen zu stellen, obwohl er darum gebeten hatte. Schade, aber wer wagt schon in einer vollbesetzten Kirche Fragen zu stellen, die vielleicht banal wirken könnten, wenn er vorher so viele ermutigend schöne Sätze gehört hat wie: " Ich schreibe für Menschen und beschreibe das Leben wie es ist." Der Autor fordert seine Zuhörer aber auch: "Lebendig, das heißt wach zu sein, im Augenblick zu sein, mit allen Sinnen zu leben. Er mahnt, nicht zu verharren, sondern das eigene Leben zu wandeln und meint damit: "Es ist gut so, wie ich bin. Aber Gott hilft mir, mich zu wandeln, besser zu werden, zu erkennen, was kann ich ergänzen zu meinem bisherigen Leben."
Grün definiert sehr fein, dass Wandeln nicht heißt, sein Leben umzukrempeln. Er warnt vor der Flucht hin zu falsch verstandener Spiritualität und vor dem Griff zur Tablette: "Die Arzneimittelfirmen, die Psychopharmaka herstellen, geben mehr Geld für Werbung aus als für Forschung."
Der Benediktinermönch macht vor allem aber Hoffnung: "Das Leben ist mit wenigen Stellschrauben zu verändern", und er macht Mut, das Leben täglich zu wagen, egal ob man noch am Anfang, in der Mitte oder am Ende seines Weges steht. Nicht Bedenken und Ängste sollen das Leben prägen, sondern Mut und Unverzagtheit anzupacken. Pater Anselm vergisst aber auch nicht, eine lebendige Beziehung zu Gott einzufordern.
Der Abend geht nach langem Beifall mit einer ergreifenden geistlichen Betrachtung zu Ende. Pater Anselm bittet die Zuhörer aufzustehen, die Hände zu einer Schüssel zu formen und erbittet von Gott die Dinge des Lebens hineinzugeben, die jeder gerade am nötigsten braucht.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Alois Knüttel dankt allen Helfern die seit Monaten das Großereignis für Elfershausen vorbereitet haben und Markus Stockmann, der den Kontakt hergestellt hat und überreicht Anselm Grün etwas, " was er bestimmt noch nicht hat: zwei Flaschen Elfershäuser Wein".
Der Vortrag wirkt nach
Die Besucher gehen nachdenklich und doch beglückt nach Hause, wie Claudia Schwarzkopf aus Aura, die ein paar Worte mit Anselm Grün wechseln konnte und ihn gerne zu einer Tagung verpflichten würde. Auch Alois Knüttel zieht ein sehr zufriedenes Fazit und meint, dass mit dem Erlös der Veranstaltung "mehr als ein paar Eimer Farbe" für die anstehende Renovierung der Kirche übrigbleiben.
(Werner Vogel, Saale- Zeitung)