Pfarrei St. Vitus Langendorf
1025 stand hier schon eine Kirche.
Im 14. Jahrhundert folgte eine kleine gotische Kirche.
Der Chor dieser Kirche ist das heutige Turmuntergeschoss.
1901 baute die Gemeinde den Turm auf nun 48m.
1825-1830 wurde die neue Kirche erbaut.
1423 war Langendorf Mutterpfarrei für Fuchsstadt, Westheim, Feuerthal, Elfershausen, Trimberg und Machtilshausen.
Engenthal gehörte damals zur Mutterpfarrei Euerdorf.
Die Kirche der Hochaltar der Taufstein, die Kanzel, der Beichtstuhl und das Orgelgehäuse sind im klassizistischen Stil geschaffen.
Der Hochaltar wurde in Donnersdorf gefertigt.
Der linke Seitenaltar stammt aus der Greiffenclau-Kapelle in Würzburg. Der barocke rechte Seitenaltar ist von der ehemaligen Augustinerkirche, auch aus Würzburg, hierher gekommen.
Die Figuren und Bilder stellen im Uhrzeigersinn von der Kanzel angefangen folgende Heiligen dar: den Hl. Johannes (Apostel), das Altarblatt mit Auszug die Krönung Mariens, dann die Figur der
Hl. Philipus, im Chor links der Hl. Wendelin, der Hl. Aqulinus, der
Hl. Vitus (Kirchenpatron), dann der Hl. Joachim, eine barocke Strahlenkranz-Madonna, oben im Auszug die Hl. Dreifaltigkeit, weiter rechts die Mutter Anna, der Hl. Kilian, der Hl. Leonhard, der Hl. Josef. Am rechten Seitenaltar die Hl. Barbara, das Altarblatt mit dem Hl. Sebastian, im Auszug die Hl. Katharina und rechts die Hl. Appolonia.
1938 wurde die neue Orgel von der Firma Weise angeschafft.
Die Pfarrkirche
Wie der 'Zeigefinger Gottes' ragt weithin sichtbar der Turm unserer Pfarrkirche St. Vitus über die Dächer von Langendorf hinaus.
Urkundlich wurde Langendorf im Jahre 772 unter der Bezeichnung „wintgraba“ erstmals erwähnt, was soviel bedeutet wie Weidefeld oder Hütewiese. Anlass dafür war eine Schenkung von Langendorfer Liegenschaften des Priesters Burgarad an das Kloster Fulda. Tatsächlich reicht die Geschichte der Ansiedlung aber bis weit in die Keltenzeit zurück.
Die Anfänge unseres Gotteshauses gehen auf das Jahr 1025 zurück, wie Sie am Grundstein nachlesen können, der sich außen rechts neben dem Haupteingang befindet.
Blickfang der Kirche ist der 48m hohe Turm, der seine jetzige Höhe und Form allerdings erst im Jahre 1901 erhielt. Der ursprüngliche Turm reichte nur bis zur Brüstung und wirkte zu klein im Vergleich zu dem zwischen 1825 und 1830 wesentlich vergrößerten Kirchenschiff. Im unteren Teil des Turmes befindet sich mit einem gotischen Gewölbe aus dem 14. / 15. Jahrhundert der älteste Teil der heutigen Kirche. Dieses Gewölbe bildete den Chorraum der alten Kirche, die etwa die Ausmasse des Chorraumes der heutigen Kirche hatte.
Am Hauptportal der Kirche empfangen Sie Petrus und Paulus.
Der Kirchenbau, Hochaltar, Kanzel, Beichtstuhl und Taufstein vertreten den späten Klassizismus. Der Hochaltar wurde in Donnersdorf angefertigt.
Zwischen 6 korinthischen Säulen sehen Sie von links nach rechts 4 Holzfiguren: die Heiligen Vitus, Joachim, Anna und Kilian. Über den Hochaltar halten 4 Voluten den Baldachin als eine riesige, kunstvoll gefertigte Krone. Oberhalb des Tabernakels erkennt man im Strahlenkranz die Mutter Gottes mit Kind, darüber die Heiligste Dreifaltigkeit.
Der linke Seitenaltar stammt aus der ehemaligen Würzburger Greifenklau-Kapelle, die der Fürstbischof Johann Philipp von Greifenklau (1699-1719) errichten ließ. Der Altar hat 6 kanelierte Säulen mit geradem Gebälk und einen gebrochenen Giebel. Die Seitenfiguren verkörpern die Namenspatrone des Fürstbischofs, nämlich links Johannes und rechts Philippus. Oben im Auszug hält die Heilige Dreifaltigkeit die Krone für die auf dem Altarbild dargestellte Mutter Gottes bereit.
Der barocke rechte Seitenaltar wurde aus der 1824 profanierten Augustinerkirche in Würzburg in unsere Kirche gebracht. Das Altarbild zeigt den Heiligen Sebastian mit seiner Pflegerin (hl. Irene). Oben im Auszug erkennt man das von Rokoko-Muschelwerk eingerahmte Bild der Heiligen Katharina. Rechts steht die Figur der Heiligen Apollonia, links die der Heiligen Barbara.
Alle Bilder der Seitenaltäre wurden von Andreas Leimgrub 1859 in Würzburg gemalt. Um 1825 fertigte der Künstler Schäfer die Kanzel in Karlstadt. Am Kanzelkorb befinden sich drei Büsten, welche die drei in der Antike bekannten Erdteile (Europa, Afrika und Asien) symbolisieren; in den Reliefs sind die Evangelisten dargestellt. Über dem Schalldeckel halten Engelsputten das Kreuz und die Gesetzestafeln.
Den Anker als Zeichen der Hoffnung hält ein kleiner Engel über den Beichtstuhl.
Das große Deckengemälde stellt Marias Himmelfahrt dar. In den vier Eckmedaillons befinden sich die vier Evangelisten, im Medaillon über der Kanzel der Heilige Vitus und gegenüber der Heilige Kilian. Die beiden kreuztragenden Engel rechts im Chor standen an der Chorapsis, ihre Stelle nimmt seit 1952 (die von Herrn Ruppert in Hammelburg geschnitzte und von Herrn Benkert in Sulzthal gefasste Mutter Gottes ein. Rechts von den Engeln steht die Figur des Heiligen Josef und links eine Wendelinusfigur. An der linken Chorwand vorne ist die Figur des Heiligen Aquilinus und hinten die des Heiligen Wendelin angebracht.
Am Treppenaufgang zur Empore befindet sich die Darstellung “Maria vom guten Rat“.
Über die Herkunft der Kreuzwegstationen ist nichts bekannt.
Die jetzige Orgel wurde durch eine Orgelbaufirma in Plattling im Jahre 1936 erstellt.
Das Gotteshaus wurde einschließlich des Turmes in den 90er Jahren innen und außen renoviert. Ebenso wurde das Pfarrhaus nach einem ökologischen Gesamtkonzept umgestaltet und renoviert. Die Gläubigen können so in ihrem Gemeindeleben für Gebet, Fest und Feier auf eine gute Infrastruktur bauen.
Taufstein
Pfarrer Sahlender notierte in der Kirchenrechnung: 'Am 9. August 1851 wurde der neue Taufstein in die hiesige Pfarrkirche gebracht. Der Stein ist aus dem Steinbruch zu Wermerichshausen; Bildhauer und Maler Michael Arnold in Münnerstadt fertigte ihn für 100 Gulden rhn'.
Der Taufstein im römisch-griechischen Stil (Spätklassizismus) stellt im Relief die Taufe Jesu im Jordan dar.
Beim Betreten unserer Pfarrkirche wird der Blick nicht nur auf den Altar, sondern auch auf den Taufstein im Mittelgang gelenkt.
Der Taufstein steht im Kirchenschiff, inmitten der Gemeinde. Er ist somit - wie auch das Kreuzzeichen - ständige Erinnerung an die eigene Taufe. Zugleich besteht eine Art unsichtbare Verbindungslinie zwischen dem Taufstein (im Grunde noch im Eingangsbereich der Kirche) und dem Altar (im Chorraum der Kirche).
Mit der Taufe wird ein Mensch in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Diese Gemeinschaft der Christen (z.B. unsere Pfarrgemeinde) ist aber maßgeblich von der gemeinsamen Feier der Eucharistie bestimmt. Wir gelangen‚ also auf unserem Glaubensweg von der Taufe, dem Beginn unseres christlichen Lebens (Taufstein), zur Feier der Eucharistie, dem immer wiederkehrenden Zeichen und Mittelpunkt der Gemeinschaft (Altar).
Erklärung der Symbole:
Die Geschichte Gottes mit den Menschen besteht aus dem Alten Bund, der in Jesus Christus in den Neuen Bund überging.
Diese beiden Teile werden jeweils durch zwei Medaillons auf dem Taufsteindeckel versinnbildlicht. Die Verbindung der beiden Teile durch Jesus wird durch die Abbildung auf dem eigentlichen Taufstein dargestellt.
Das Auge Gottes (Alter Bund)
Im Dreieck ein Auge. Das meint: Gott schaut seine Schöpfung an. Obwohl er für sich vollkommen ist und niemanden braucht, läßt er sein Werk nicht allein. Er bleibt der Schöpfung zugewandt, vor allem uns Menschen. Keiner ist ihm gleichgültig.
Mancher hat Angst, weil er an das Auge des strafenden Gottes denkt. Aber wir sollten uns freuen, daß Gott uns immer anschaut. Denn er liebt uns. Wir sind seine Kinder.
Der Regenbogen (Alter Bund)
Diese Zuwendung Gottes zu den Menschen wird im Regenbogen recht deutlich, denn der Regenbogen ist ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Jeder kennt die Geschichte von Noah, wie er in der Arche gerettet wurde. Nach der großen Flut schloß Gott mit Noah einen Freundschaftsbund. Wenn wir einen Regenbogen sehen, sollen wir daran denken, daß Gott unser Freund ist, und zwar ein treuer Freund. Nur wir Menschen brechen immer wieder die Treue. So ist der Regenbogen auch eine Mahnung an uns, treu in der Freundschaft zu Gott zu stehen.
Die Taufe im Jordan (Übergang zum neuen Bund)
Propheten mußten in der Geschichte Israels immer wieder an den Bund mit Gott erinnern. Auch Johannes der Täufer ruft zur Taufe, zur Umkehr und Buße auf. Jesus stellt sich bewußt unter diesen Anspruch, obwohl er in seinem Erlösungswerk den Alten Bund mit Gott erneuert.
Die Taube
Die Taube ist das bekannteste Symbol für den Heiligen Geist. Wenn wir die Geschichte lesen, wie Johannes Jesus im Jordan taufte, dann fällt uns ein Wort aus der Schöpfungserzählung ein:
'Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.' Darum nennen wir ihn auch den Schöpfergeist. Jesus ist der Sohn Gottes, der das Antlitz der Erde erneuert hat. Darum schwebte am Jordan der Geist über ihm. Bei der Taufe wird dieser Geist auf den Täufling herabgerufen.
Das Wasser
Ohne Wasser kein Leben! Ohne Nahrung können wir mehrere Wochen leben, ohne Wasser keine zehn Tage. Alles Leben kommt aus dem Wasser. Im Fruchtwasser wuchsen wir die ersten neun Monate heran. In dieses lebensspendende Wasser wurden wir in der Taufe eingetaucht, d.h. in Gott, den Spender allen Lebens. Wir erhielten ein neues Leben, das Leben Gottes durch Christus aus der Hand der Kirche. Wasser aber kann auch Leben vernichten. So sind wir in der Taufe mit Christus gestorben und zugleich auferweckt.
Durch die Wellenlinien zwischen den Medaillons wird also die lebensspendende Kraft Gottes seit Anbeginn und das neue Leben durch die Taufe symbolisiert.
Das Lamm Gottes (Neuer Bund)
Wir sehen ein Lamm mit der Todeswunde. Ein kleines, hilfloses Tier, das sich nicht wehrt, wird getötet. Damit ist Jesus gemeint. In ihm ist das Osterfest der Juden erfüllt. Sie schlachteten das Osterlamm als Zeichen der Rettung. Wir sagen: “Christus ist unser Osterlamm.' Und von seinem Kreuzestod sagen wir: 'Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtbank geführt.' Und schon Johannes der Täufer sagte von Jesus: 'Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.' Ein wichtiges Gleichnis: Jesus hat für uns sterben müssen, um uns das Leben zu erwerben. Von seinem Fleisch und Blut leben wir.
Das schwache kleine Lamm aber ist in Wirklichkeit der König. Es ist nicht tot, es lebt und herrscht.
Der Weinstock (Neuer Bund)
Jeder von uns kennt die Weinstöcke in unseren Weinbergen. Aber vielleicht haben wir auch schon ein Haus gesehen, das von einem Weinstock mit vielen tausenden von Rebzweigen begrünt wird. So können wir uns die Erdkugel vorstellen, über die sich ein einziger Weinstock ausbreitet. Da haben wir die beste Vorstellung von dem ‚ was Jesus meint, wenn er sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige.
Aus den Wurzeln steigt der Lebenssaft in jede einzelne Rebe, ohne diese Verbindung würde sie verdorren. Seit unserer Taufe sind wir eine Rebe, die mit dem Weinstock Jesus verbunden ist. Er sagt: 'Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.'
Auf unserem weiteren Glaubensweg werden wir dann aber nicht nur von Jesus 'versorgt', sondern sollen als Teil des Weinstockes (also der Kirche) zu seinem Fortbestand und Gedeihen beitragen.
Wir wünschen allen Besuchern unseres Gotteshauses und auch allen Wanderern und Vorbeifahrenden, dass unsere Kirche mit dem markanten 'Zwiebelturm' Ihnen den Weg in alle gewünschten Richtungen zeigt.
Geschichte
175 Jahre neue Pfarrkirche Langendorf
Dieser Vortrag wurde beim Pfarrfest am 19. Juni 2005 in der Pfarrkirche Langendorf von Otmar Pfister gehalten.
- Beiträge zur Geschichte der Pfarrei -
In einem Langendorfer Hausbuch aus dem 19. Jahrhundert habe ich folgenden Eintrag gelesen:
„Am 17. Juli 1830 ist die neue Kirch zu Langendorf eingeweihet wordten und auch gefirmet wordten. Die Zeremonien haben 4 Stunden gedauert. Es hat gedauert bis halb 2 Uhr.“
Der Grundstein unserer Kirche trägt die Jahreszahl 1025, die auf die Erbauung einer Kirche - wahrscheinlich der ersten - in Langendorf schließen lässt.
Langendorf als Urpfarrei
Nachdem lange Zeit die Urpfarrei Hammelburg mit ihrer vor 740 erbauten Martinskirche das einzige kirchliche Organisationszentrum im Saalegau gebildet hatte (1), finden sich im späten 8. Jahrhundert Saale aufwärts die Urpfarreien Langendorf und Euerdorf, die durch Stiftungen an Fulda als Mittelpunkte der kirchlichen Organisation des Saalegaues bekannt sind. (2)
So führt Langendorf seine erste urkundliche Erwähnung auf einen Eintrag im Codex Eberhardi zurück. In dieser von dem Fuldaer Mönch Eberhard im 12. Jh. angefertigten Handschrift, die sich auf etwa 400 Jahre alte Pergamente beruft, steht aus dem Lateinischen übersetzt unter dem 17. Januar 772:
„Der Priester Burgarad schenkt dem Kloster unter dem Vorbehalt lebenslänglichen precarischen Niesbrauches eine Hufe zu Herschfeld und zu Nüdlingen sowie seine Liegenschaften zu Langendorf“. (3)
Diese erste urkundliche Erwähnung, wie auch weitere in den folgenden 50 Jahren verdanken wir Aufzeichnungen des Klosters Fulda über Schenkungen. Dies war ja auch die Zeit der Christianisierung im Zuge der fränkischen Landnahme am Beginn des 8. Jahrhunderts. Schließlich gründete Bonifatius 742 die Diözese Würzburg und schon 50 Jahre vorher predigten Kilian und seine Gefährten in Franken.
Was war nun eine „Urpfarrei“? Sie war der Schwerpunkt der frühen kirchlichen Organisation und zugleich Siedlungsmittelpunkt. Sie strahlte von einzelnen Punkten aus und erfasste wohl die grundherrschaftlich zusammengehörigen Siedlungen, da in der Frühzeit die Grundherrschaft zunächst der Träger der Pfarrorganisation war. Von Urpfarreien kann also auf Herrschaftszentren geschlossen werden. (4)
Um Langendorf gruppierten sich die Orte Elfershausen, Trimberg, Machtilshausen, Fuchsstadt, Westheim,(5) und als Besonderheit - das gab es nämlich nur bei drei Urpfarreien im Grenzgebiet zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Hochstift Fulda - um 1475 nachgewiesen, die fuldische Filiale Feuerthal der würzburgischen Pfarrei Langendorf.(6)
Engenthal gehörte dagegen bis vor wenigen Jahren zur Pfarrei Euerdorf.
Elfershausen wurde 1578 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn zur selbständigen Pfarrei mit der Filiale Trimberg erhoben. Der Text der entsprechenden Verfügung beginnt mit den Worten:
„Im Namen der allerheiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit:
Julius, Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken entbietet allen Christgläubigen, die diese Zeilen lesen, Gruß und Segen im Herrn zur ewigen Erinnerung.
Für einen wachsamen Bischof und wahren Hirten geziemt es sich, die ihm anvertraute Herde Christi nicht nur vor den reißenden Wölfen treu zu schützen, sondern auch das, was zum Glück, zur Wohlfahrt und Ausbreitung gehört, gewissenhaft zu verschaffen.“ (7)
Es wäre interessant, auch den weiteren Text vorzutragen, der sich insbesondere mit dem Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrei, der Niederlassungspflicht für den Pfarrer, der Festlegung des Unterhaltes durch Abtrennung der Filiale Trimberg und des Frühmeßbenefiziums Machtilshausen von der Pfarrei Langendorf befasst, würde aber andererseits den zeitlichen Rahmen sprengen.
Es scheint, als seien die Elfershäuser Pfarrkinder von den Langendorfer Pfarrern vorher nicht recht gut betreut worden und als seien sie der Mutterpfarrei völlig entglitten gewesen. Bei einer Visitation durch den Geistlichen Rat Dr. Typotius Joachimus ein Jahr später wurde nämlich festgestellt, dass es in Langendorf mit Pfarrer Cunradus Molitor 519 Kommunikanten waren, hingegen in Elfershausen mit Pfarrer Georgius Stahl bei etwas größerer Einwohnerzahl nur 90.(8)
Nachdem Langendorf 1635 im Dreißigjährigen Krieg fast völlig abgebrannt und auch der Pfarrer obdachlos geworden war, bezog er in Fuchsstadt Wohnung. Für seine seelsorgerischen Dienste bekam er von Fuchsstadt Holz.
1686 nach Langendorf zurückgekehrt, bestand er weiter auf diese „Holzzulage“. Die Fuchsstädter wehrten sich aber. Dieser Streit mündete in einen Prozess, der schließlich mit der Pfarreigründung 1744 in Fuchsstadt endete. (9)
Machtilshausen wurde 1863 zur Pfarrei erhoben. (10)
Heute gehört nur noch Westheim als Filiale zur Pfarrei Langendorf.
Allerdings gab es schon früher Kirchenbauten in den Filialorten, die in Elfers-hausen auf das frühe 14. Jahrhundert (11), in Trimberg auf 1381 (12) und in Fuchsstadt auf 1404 (13)datiert sind. In Machtilshausen gab es ab 1453 eine Pfarrkuratie und schon 1427 hatte der Amtmann von Trimberg die Frühmessner-Stelle in Machtilshausen gestiftet (14) und seinen Schloßkaplan in deren Genuss gesetzt.
Stifter des Frühmeßbenefiziums im Jahre 1541 in Langendorf war Adam Peter. (15)
Das Besetzungsrecht der Frühmesse stand dem Senior der Familie Peter zu. Es fällt auf, dass der erste Frühmessner in Langendorf ein Johann Peter war, der dann auch anschließend Pfarrer in Langendorf wurde.
Diese Familie Peter verdient es, besonders erwähnt zu werden.
Ein Heinrich Peter, 1391 in Langendorf gestorben, hatte fuldisches Lehen in Besitz. Die Verbindung zu den Benediktinermönchen in Fulda war sicherlich die Ursache dafür, dass sich die Peter, oder Petri, wie sie später in der Schweiz hießen, beizeiten der Buchdruckerkunst zugewandt haben. (16)
Sein Sohn Johann Peter wanderte, nachdem er in Mainz die Kunst „ohne Dinte und Federn zu schreiben“, gelernt hatte, nach Basel aus und war Begründer einer Buchdruckerdynastie. Er gründete 1488 den weltweit ältesten heute noch existierenden Verlag. (17) Unter seinen vielen Werken, die er, teilweise gemeinsam mit dem in Hammelburg geborenen Johannes Frobenius, gedruckt hat, will ich vor dem Hintergrund des heutigen Kirchenjubiläums nur wenige nennen:
eine elfbändige Ausgabe der Werke des Kirchenvaters Augustinus als erste Gesamtausgabe dieses Kirchenvaters eine sechsteilige lateinische Bibel
eine Kirchenrechtssammlung
Da ein solches Druckwerk eine Anschaffung war, die sich nur wenige leisten konnten, druckte er auch eine Bibel, die für kleinere Klöster, für weniger bemittelte Geistliche und für die studiosi, also für Studenten erschwinglich war.
Nach ihm wurde vor sieben Jahren die Volksschule in Langendorf benannt.
Weitere Sprosse der Peter wurden berühmte Buchdrucker und Verleger und arbeiteten beispielsweise mit Erasmus von Rotterdam und Hans Holbein zusammen. Andere wurden Äbte und Priore oder Superintendenten.
Die Petri beteiligten sich auf diese Weise an der Verbreitung und Vertiefung der christlichen Lehre.
Heinrich Petri erhielt 1556 von Kaiser Karl Adelsbrief und Wappen. (18)
Die Frühmeßstiftung, von der ich vorhin gesprochen habe, scheint es nicht lange gegeben zu haben, denn 50 Jahre später stand schon im Sal- und Lagerbuch von Rannungen ein Vermerk, wonach von der eingegangenen Frühmeßstiftung zu Langendorf kapitalisierte Grundzinsen „geneigtheit halber der Pfarrei Rannungen incorporirt und addiert wurden“. (19)
Anlässlich des Bischofsbesuches und der Visitation des späteren Kardinals Julius Döpfner im Jahre 1950 in Langendorf wurde von diesem eine Frühmesse wieder angeordnet, wobei auch Westheim an jedem ersten Sonntag im Monat eine Frühmesse zugestanden wurde.
St. Nikolaus-Bruderschaft
Ich habe vorhin von der Besonderheit der Filiale Feuerthal gesprochen. Es gibt noch eine Besonderheit in unserer Urpfarrei.
1437 stiftete Ritter Michael von Schwarzenberg und Seinsheim, Amtmann von Trimberg, die St.-Nikolai-Bruderschaft zu Euerdorf und Langendorf, eine Bruderschaft der 20 Priester des Saalegrundes. (20)
Diese Bruderschaft gibt es noch. Ihr Vermögen sind die Grundstücke an der Autobahn, auf denen die Fischteiche angelegt sind.
Gemeinde und Pfarrei
Die Geschichte der politischen Gemeinde oder des Gemeinwesens Langendorf ist untrennbar mit der Kirche verbunden. So unterstand Langendorf in der Zeit von 1279 bis 1806 im Amt Trimberg den Fürstbischöfen von Würzburg, die gleichzeitig Herzöge von Franken waren. Im Jahre 1122 übertrug der Bamberger Bischof seinen in Langendorf erworbenen Besitz an das von ihm gegründete Kloster Aura, (21) das 1113 geweiht worden war. Auch die damals einzige Mühle in Langendorf gehörte zum Lehen des Klosters.
Langendorf teilte die wechselvolle Geschichte des Grenzbereiches zwischen thüringischer und fränkischer Herrschaft, zwischen den Einflussbereichen der Fürstabtei Fulda und dem Fürstbistum Würzburg.
Langendorf in der Reformationszeit
Die Wirren der Reformationszeit gingen auch an unserer Heimat nicht spurlos vorüber. Hammelburg war bereits 1524, also ein Jahr vor dem Bauernkrieg, der neuen Lehre zugetan und verhandelte mit Martin Luther um einen protestantischen Prediger.
Nach einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1592 scheint das ganze Amt Trimberg, das mehr als 20 Orte umfasste, protestantisch gewesen zu sein.
Der Vikar von Feuerthal hatte 9 Jahre lang nach der neuen Lehre gelehrt. Er wurde am 15. Mai 1576 abgesetzt und musste mit 9 kleinen Kindern abziehen.
Auch der Pfarrer von Langendorf fiel vom Glauben ab. Er habe später sein Weib verlassen. Zum Verständnis der damaligen Zeit sei gesagt, dass es um die Seelsorge nicht gut bestellt war. 1521 wurde ein Herr Wipert von Grumbach, 1525 ein Herr Thomas von Rieneck Besitzer der Pfarrei Langendorf. Diese adeligen Herren sorgten sich zwar um die Einkünfte der Pfarrei, die Seelsorge ließen sie hingegen verkümmern. Die von Würzburg eingesetzten Geistlichen fanden häufig in der Bevölkerung kaum noch Widerhall.
Dies änderte sich erst, als im Jahre 1592 mit Fürstbischof Julius Echter die beherrschende Gestalt der Gegenreformation auf ihren Amtssitz, die Trimburg, kam und von dort aus „die umliegenden Ortschaften der Religion halber examinierte“. Ihm verdankt ganz Franken und auch unsere Gegend die Rückkehr zum katholischen Glauben.
Die Religionswirren zu Beginn des 16. Jahrhunderts mündeten schließlich über den Bauernkrieg 1525 und den Markgräflerkrieg 1554 in den Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 ein. Damit war sicher die größte Katastrophe verbunden, die Langendorf jemals ereilte.
Im Jahre 1635 um die Erntezeit wurde das Dorf vom schwedischen Kriegsvolk niedergebrannt. Nur drei Häuser blieben erhalten. Auch die Kirche und der Pfarrhof waren zerstört. Was nicht zerstört war, wurde geraubt.
Bei diesem Brand wurden auch alle Pfarrbücher und Urkunden zerstört, ein unersetzlicher Verlust. Erst ab 1653 gibt es deshalb für Langendorf Tauf-, Heirats- und Sterbebücher.
Langendorf lag 5 Jahre lang öde. Der Amtsschreiber von Langendorf hat darüber 1650 im Gemeindebuch einen erschütternden Bericht niedergeschrieben.
In diesem Jahr, da sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 60. Mal jährt, als viele Dörfer und Städte schweres Leid erfahren mussten, dürfen wir umso dankbarer sein, dass unser Dorf damals unversehrt blieb.
Abt Valentin Hendinger
Aus Langendorf stammte in damaliger Zeit der Abt Valentin IV, der 36 Jahre lang der Zisterzienser-Abtei Bildhausen vorstand. 1639, als das Kloster noch feindlich besetzt war, wurde er in der Sakristei der Pfarrkirche in Königshofen gewählt.
Die 16 Patres und Novizen waren zerstreut, so dass nur sechs an der Wahl teilnehmen konnten. (22)
Matern Reuß
Und noch einen Namen möchte ich ins Gedächtnis rufen. In den historisch statistischen Beschreibungen des Hochstifts Würzburg ist Matern Reuß genannt, der 1751 in Langendorf geboren wurde. Er trat als examinierter Arzt in den Benediktiner-Orden ein, studierte Theologie und wurde, nachdem er zum Priester geweiht worden war, im Alter von 29 Jahren ordentlicher Professor der Logik, Metaphysik und Praktischen Philosophie. Er sei der erste gewesen, der Kant‘sche Philosophie an den Katholischen Universitäten eingeführt habe.
Matern Reuß wird als christlicher Philosoph und philosophischer Benediktiner beschrieben.
Die Pfarrschule
Langendorf hatte als Mutterpfarrei eine Pfarrschule, die auch von den Kindern der Filialorte besucht wurde. Nach einer Aufzeichnung von 1669 im Archiv des Bischöflichen Ordinariats bestand diese Schule schon im Jahre 1614.
Das Schulhaus habe ein Stübelein, eine Küche, zwei Kämmerlein und zwei Bödelein gehabt. Im Winter seien ungefähr 28 Kinder zur Schule gegangen, zur Sommerzeit aber nur 8.
Um das Jahr 1700 scheint die Schule auf die Gemeinde übergegangen zu sein.
St. Vitus als Kirchenpatron
Unser Kirchenpatron ist St. Vitus. Wir wissen nicht, wann St. Vitus erstmals hier Kirchenpatron wurde. Fest steht jedoch, dass das Kirchenpatrozinium - im Volksmund bekannt als der „Dicke Tag“ - schon vor mehr als 400 Jahren eine bedeutsame Rolle spielte. In der Langendorfer Gerichtsverfassung von 1581 lautet der einleitende Satz:
„Sprechen wir zu Recht, dass auf St. Veits Abend um unsere Zeit ein jeder, der zu Langendorf ist oder da ankommt, frei Geleit haben soll bis auf den Kirchweihwelzentag, wo die Sonn zur Ruh geht, ohne die da frischen Mord getan haben, dieselben haben keine Befreiung.“
Der letzte Satz lautet:
„Man hält alle Jahr auf St. Veitstag ein frey Gericht“.
Bittprozessionen
Die Bittprozessionen am Markustag und an den Bitttagen führten schon früh nach Fuchsstadt und Elfershausen, später auch nach Machtilshausen. Sicher war die örtliche Nähe dafür entscheidend, wohin gewallt wurde, andererseits spielte wohl auch die frühere Zusammengehörigkeit in der Urpfarrei eine Rolle.
Allerdings war seit etwa 1830 die Kirche in Elfershausen zu sehr beschränkt. Im Elfershäuser Kirchenbuch steht: „Die Glieder der Prozessionen von Fuchsstadt und von drei Ortschaften der Pfarrei Langendorf konnten nicht in die Kirche, weder Predigt, noch Andacht hören.“
Da um dieselbe Zeit gerade die neue Kirche in Langendorf gebaut war, blieb der damalige Pfarrer Henke von da an am Markustag in Langendorf. Erst nachdem 1868 die neue Kirche in Elfershausen eingeweiht worden war, gingen ab dem darauf folgenden Jahr die Prozessionen aus Fuchsstadt und Langendorf wieder nach Elfershausen. Die Bittprozession nach Elfershausen ist abgesehen vom Flurgang die einzige, die bis in unsere Tage herüber gerettet worden ist.
Es muss früher noch eine Prozession gegeben haben, von der wir heute nur träumen können. Aus dem Jahr 1655 wird berichtet, dass der Pfarrer mit 16 Pferden und Reitern um die Grenze geritten sei.
Bildstöcke und Flurdenkmäler
Der Würzburger Professor Dünninger sagte 1952 in einem Sonderdruck zur Völkerkunde:
„Die Bildstöcke sind eine der großen Signaturen und Wahrzeichen der fränkischen Landschaft. Sie sind unlöslich mit ihr verbunden. Die Bildstöcke haben landschaftsgestaltende Kraft. Sie setzen in die Fluren und Dörfer geschichtliche Zeichen und geben geschichtliche Farbe in die Gemarkungen, auf Äckern, an die Straßen und in die Weinberge.“
Dies alles unterstreiche ich. Aber ich füge hinzu:
„Bildstöcke sind vor allem Zeugen gläubiger Gesinnung.“
Der älteste der gegenwärtig 29 Bildstöcke und Gedenksteine- und Kreuze in unserer Gemarkung wurde im Jahre 1611 geschaffen.
Er trägt neben den Namen der Stifter das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter. Nur von fünf Bildstöcken im Altlandkreis Hammelburg sind ältere Daten bekannt.
Zwei davon stehen in der Gemarkung Fuchsstadt, einer in der Gemarkung Elfershausen, also in unserer Urpfarrei. Wichtiger erscheint mir jedoch, dass nicht nur Bildstöcke restauriert, sondern auch neue gestiftet werden.
In den vergangenen 16 Jahren wurden bei uns 8 Bildstöcke restauriert, zwei wurden durch neue ersetzt und drei wurden neu gestiftet.
Drei Fürstbischöfe
Dass aus dem Gebiet unserer Urpfarrei unmittelbar oder mittelbar drei Fürstbischöfe kommen, ist wohl den allerwenigsten bekannt.
Conrad von Trimberg (23)
Im Jahre 1266 wurde Conrad von Trimberg von einem Teil des Domkapitels zum Fürstbischof von Würzburg gewählt, während der andere Teil sich für Berthold von Henneberg entschied.
Nachdem Verwandte des unterlegenen Hennebergers mit bewaffneter Schar in das Bischofsamt in Würzburg eindrangen, kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die beide Parteien am 8. August 1266, dem Cyriakustag bei Sulzfeld am Main zum Entscheidungskampf zusammenführte. Conrad von Trimberg siegte.
Nachdem er sich seiner Sache aber nicht ganz sicher zu sein schien, reiste er nach Rom, um sich von Papst Clemens bestätigen zu lassen. Dies geschah auch. Während der Heimreise aus Rom verstarb er jedoch, angeblich an Gelbfieber.
Oder waren vielleicht die Henneberger das Gelbfieber?
Fürstbischöfe von Erthal
Als die fuldische Linie der Herren von Erthal schon ausgestorben war, gab es noch die fränkische Linie, die im Erthal‘schen Schloß in Elfershausen sesshaft war, da wo jetzt das Rathaus ist. Dort wurde Philipp Christoph von Erthal geboren. Er war als Oberamtmann in Lohr im diplomatischen Dienst des Fürstbischofs von Mainz. Während das Andenken an ihn verblasst ist, lebt das Andenken an zwei seiner Söhne weiter.
Friedrich Karl Josef
wurde Kurfürsterzbischof (kurz: Kurfürst) von Mainz und gleichzeitig Fürstbischof von Worms, wo er von 1775 bis 1802 regierte. Er hatte auch den Beinamen: Der vornehmste unter den Kurfürsten.
Franz Ludwig Karl Freiherr von Erthal (24)
erlangte als Fürstbischof von Würzburg und Bamberg von 1779 bis 1795 große Bedeutung. In der Würzburger Bischofs-Chronik ist er als „der größte Fürst, der je auf Frankens Bischofs- und Regentenstuhl gesessen ist“ bezeichnet.
Nach dem Tod des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim wählten ihn die beiden fränkischen Domkapitel Würzburg und Bamberg zum neuen Fürstbischof und sein Bruder Friedrich Karl erteilte ihm die Bischofsweihe.
Er war ein großer Reformer, dem neben der Seelsorge vor allem die Verbesserung der Lebensverhältnisse seiner Untertanen am Herzen lag.
Kommen wir zurück nach Langendorf, denn die Seelsorge musste und muss ja vor Ort geschehen. Die lange Reihe der Seelsorger in unserer Gemeinde von 1292 bis heute ist wie die Baugeschichte in der Jubiläumsschrift enthalten oder sie wurde heute schon vorgetragen.
Nur zwei möchte ich nennen, an die sich noch die meisten Mitglieder unserer Pfarrgemeinde erinnern können.
Pfarrer Julian Breitenbach war hier Pfarrer von 1941 bis 1972, er war der erste Ehrenbürger der Gemeinde, und Pfarrer Gottfried Vollmuth von 1973 bis zu seinem Tode 1982.
Danach wurde der Pfarrer von Elfershausen auch als Pfarrer von Langendorf eingesetzt, zunächst Herr Pfarrer Erich Höfling und nun Herr Pfarrer Karl Feser.
Natürlich sind auch die Seelsorger nicht vergessen, die längere Zeit hier die Seelsorge versahen oder aushalfen. Ich nenne stellvertretend Herrn Monsignore Sebastian Spielmann, Herrn Pfarrer Dr. Kasimir Mokwa und Herrn Monsignore Stanislaus Mokwa sowie den seinerzeitigen Religionslehrer am Gymnasium in Hammelburg und heutigen Bischof von Speyer, Dr. Anton Schlembach und den seinerzeitigen Regens im Priesterseminar und heutigen Generalvikar, Dr. Karl Hillenbrand.
So wünschen wir uns in dem Jahr, da sich das Bestehen einer Kirche in Langendorf zum 980. Mal und die Weihe unserer gegenwärtigen Kirche zum 175. Mal jährt, dass die Pfarrhäuser in Elfershausen und Fuchsstadt noch lange mit Pfarrern besetzt bleiben werden, damit sich der Kreis von der einstmaligen Urpfarrei Langendorf zur beinahe deckungsgleichen Pfarreiengemeinschaft um Langendorf mit nur mehr einem Pfarrer nicht zu schnell schließen möge.
Quellen- und Literaturverzeichnis
(1) Wich, Historischer Atlas von Bayern, Brückenau, Hammelburg (HAB) S. 21
(2) ebenda 25
(3) Stengel, Fuldaer Urkundenbuch (FUB) S. 56
(4) HAB S. 20
(5) HAB S. 25
(6) Leinweber, Das Hochstift Fulda vor der Reformation S. 47, 63
(7) Warmuth, Pfarrei und Kirche Elfershausen 1578 - 1978 S 21 ff.
(8) ebenda S. 22
(9) 250 Jahre Pfarrei Fuchsstadt 1744 -1994 S. 8 ff.
(10) HAB S. 25, 181
(11) Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern Bezirksamt Hammelburg S. 41
(12) HAB S. 25A
(13) 250 Jahre Pfarrei Fuchsstadt 1744 - 1994 S. 13
(14) Göbel, Heimatgeschichte von Machtilshausen (1935) S. 8
(15) Kreisarchiv, Pfarreibeschreibung Langendorf
(16) Ursprung der Familie Petri und erste Niederlassung derselben S. 1
(17) Hieronymus, 1488 Petri - Schwabe 1988 S. E 2
(18) ebenda S. E 53 ff.
(19) Memmel, Zwölf Jahrhunderte Rannunger Geschichte (772 - 1972) S. 47
(20) Statuten der Nicolai-Bruderschaft
(21) Pater Götzelmann, Kloster Altstadt
(22) Rost, Geschichte der fränkischen Cisterzienser-Abtei Bildhausen S. 104 ff
(23) Fries, Chronik der Bischöfe von Würzburg fol. 206
(24) Gropp, Würzburger Chronik, Zweiter Band S.438 ff
Glocken
Glocken gibt es schon seit sehr langer Zeit. Die ältesten Glocken, von denen berichtet wird, gab es im alten China, etwa 650 vor Christus. Die Römer benutzten sie als kleine Schellen für die Öffnung der Bäder. Die Christen haben sich zur Zeit der Verfolgung noch keiner Glocken bedient. Erst nachdem Konstantin sich zum Christentum bekannt hatte, kamen geräuschvolle Signale als Einladung zu Gottesdiensten auf. In Griechenland bediente man sich eines Brettes, das mit einem Hammer geschlagen wurde, im Morgenland der Trompete und im Abendland eines Klapperwerkzeuges. An dessen Stelle trat später die Schelle, die als tönendes Erz schon bei Griechen und Römern bei religiösen Feiern diente. Eine der frühesten Nachrichten über den kirchlichen Gebrauch von Schellen stammt aus dem Jahr 535, als sich ein Italiener eine Glocke zum kirchlichen Gebrauch in Karthago bestellte. An der Verbreitung der Glocken nach Frankreich und in den deutschsprachigen Raum waren vor allem die irisch-schottischen Mönche beteiligt.
Aber seit wann gibt es Glocken in Langendorf? Das ist nicht bekannt. Die älteste bekannte Glocke war die Muttergottesglocke und wog 500 kg. Sie trug die Jahreszahl 1785. Zum Zeitpunkt der Erhöhung des Kirchturms im Jahre 1901 gab es außerdem die Marienglocke mit 9,48 Ztr. aus dem Jahr 1825.
Dazu wurden damals die Dreifaltigkeitsglocke mit 19,60 Ztr., die Josephs-glocke mit 6,20 Ztr. und die Vitusglocke mit 4,22 Ztr. angeschafft.
Zwei Glocken mussten im Ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Dafür wurden 1925 zwei Glocken neu angeschafft, die Dreifaltigkeitsglocke mit 900 kg und die Gemeindeglocke mit 260 kg.
Mit Ausnahme der St.-Vitus-Glocke wurden die anderen drei Glocken im März 1942 abgenommen und zu Rüstungszwecken abgeliefert. Ungeklärt ist bis heute, warum auch die Muttergottesglocke abgenommen wurde, obwohl die künstlerisch oder geschichtlich wertvollen Glocken nicht betroffen sein sollten. Die Glocken landeten auf dem „Glockenfriedhof“ in Hamburg. Nicht alle wurden dort eingeschmolzen oder durch die Luftangriffe zerstört. Von den im damaligen Landkreis Hammelburg konfiszierten 77 Glocken fanden 22 wieder zu ihren angestammten Plätzen, keine davon aus Langendorf. Wiederholte Anfragen von Pfarrer Breitenbach bei den damaligen Behörden blieben ohne Erfolg
Der Verlust an Glockengeläut hatte sich parallel zur Religionsausübung schon früh nach Kriegsbeginn angedeutet. Bereits am 25. September 1939 wurde vom Reichsverteidigungskommissar angeordnet, dass aus militärtechnischen Gründen das Läuten von einer halben Stunde nach Sonnenuntergang bis eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang zu unterbleiben habe. Kaum drei Monate später wurde angeordnet, die in Glocken aus Bronze enthaltenen Metallmengen seien sofort zu erfassen und unverzüglich der deutschen Rüstungsreserve dienstbar zu machen. Diese Verordnung wurde im Landkreis Hammelburg im März 1942 umgesetzt. Reichsmarschall Hermann Göring drohte gar den Kirchen: „In Deutschland sollen zehn bis zwölf Glocken erhalten bleiben“.
Dass Glocken aber unabhängig vom Zweck der Waffenschmiede den Regierenden schon früher nicht ins Zeug passten, zeigt die Französische Revolution, als um 1790 über 100 000 Glocken vernichtet wurden. Und selbst Bischöfe forderten zur Finanzierung von Kreuzzügen entsprechende Glockenopfer.
Möglichst schnell wollten die Kirchengemeinden nach der Währungsreform wieder ein harmonisches Geläute haben und waren dazu auch opferbereit, aber es war nicht genug Geld da und das wenige Geld war nichts wert. Auch von oberhirtlicher Seite gab es zunächst Widerstand. Die katholische Kirche betrachtet die Glocken als einen wichtigen Bestandteil des Gotteshauses. Darum durften keine Glocken ohne Genehmigung des Bischöflichen Ordinariates gekauft, verkauft oder umgegossen werden. Dadurch wurde aber auch verhindert, dass nach dem Kriege minderwertige Glocken angeschafft wurden, weil das eigentlich notwendige Rohmaterial nicht verfügbar war. Darüber hinaus galt auch das Hirtenwort Julius Döpfners „Der Blick aufs Ganze sieht die unerträgliche Wohnungsnot, die Not also der Gottes kinder nicht der Gottes h ä u s e r“. Dafür musste ja auch der Wiederaufbau des Domes viele Jahre zurück stehen.
Im Oktober 1949 wurde schließlich eine Weiß-Bronze-Glocke zu Ehren der Mutter Gottes, 9,60 Ztr. schwer, angeschafft. Sie war durch freiwillige Leistungen und Sammlungen abgezahlt worden und trug die Namen der Kirchenverwaltunsmitglieder.
Im Jahre 1952 erbot sich die Gemeinde, das ganze Glockengeläute zu ergänzen zu diesem Zweck wurde die Weiß-Bronze-Glocke vertauscht und es wurden drei neue Euphon-Glocken in den Tonlagen e‘ – fis‘ – gis‘ angeschafft. Euphon ist Glockenersatzstoff.
Seitdem besteht das Langendorfer Geläute aus folgenden Glocken:
1. Glocke, Christkönigsglocke
ca.19 Ztr., Ton e‘ mit folgender Inschrift: „“O REX GLORIAE, VENI CUM PACE“ mit Christkönigsbild 1952. BREITENBACH JULIAN, PFARRER, SAUER AUGUST, 1. BGMSTR. GEISEL ALFONS, 2. BGMSTR. GEMEINDERÄTE: RICHARD HAUK, MICHAEL ENDRES, EDMUND SCHÄRPF, WILLI BIERMANN, TONI HEINLEIN, GOTTFRIED PFISTER MICH GOSS KARL CZUDNOCHOW-SKY, BACHMAIR; NACHFOLGER, ERDING, OBB. (Dieser Czudnochowsky war der Entwickler der Euphon-Glocken)
2. Glocke, Kreuzglocke
ca. 13 Ztr. schwer, Ton fis‘ „SEI HL. KREUZ GEGRÜSSET“ Kreuzbild „VIVOS VOCO, MORTUOS PLANCO, FULGURA FRANGO” Sodann wieder die gleichen Namen wie bei der 1. Glocke.
3. Glocke, Marienglocke
ca. 8 Ztr. schwer, Ton gis‘ „AVE MARIA GRATIA PLENA” Muttergottesbild. Namen der Kirchenverwaltung: BREITENBACH JULIAN, PFARRER; IGNAZ SCHÄRPF, ALFONS GEISEL, GOTTFRIED PFISTER, KARL KLEINHENZ, GEORG MÜLLER Die dritte Glocke war gegen die Weiß-Bronze-Glocke getauscht worden und erhielt deshalb die gleiche Beschriftung
4. Glocke, Vitusglocke
Siehe die vorher abgebildete Glocke. Sie ist nach dem Langendorfer Kirchenpatron benannt. Anfang April 1952 wurden die neuen Glocken durch Dechant Wiesen aus Fuchsstadt feierlich unter Teilnahme der Ortsbevölkerung geweiht.
Die Glockenspende durch die Gemeinde war einem besonderen Umstand zu verdanken. 1951 sollte der Truppenübungsplatz Hammelburg wesentlich erweitert werden, weil die Amerikaner wegen des drohenden Krieges in Südostasien vermehrt Übungsplätze für ihre Truppen suchten. Neben acht Ortschaften, die ganz geräumt worden wären, hätten 25 Anliegergemeinden den Großteil ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche verloren, darunter auch Langendorf mit 70 Prozent. Das hätte nicht nur den Verlust von zwei Dritteln der Langendorfer Gemarkung bedeutet, sondern auch den an Feld und Wald und damit der wirtschaftlichen Grundlage für die Landwirte. Andere Erwerbsmöglichkeiten gab es damals ja kaum. Der Krug ging schließlich vorüber. Der damalige Bürgermeister August Sauer schlug deshalb dem Gemeinderat vor, aus Dankbarkeit drei neue Glocken zu beschaffen. Die Finanzierung erfolgte schließlich über etwa 40 Buchen aus dem Gemeindewald, die zusätzlich geschlagen wurden. Bei dieser Gelegenheit bewahrheitete sich einmal mehr, dass der Wald ein Notgroschen für die Langendorfer war. An Ostern 1952, kaum sechs Monate später läuteten bereits die neuen Glocken vom Turm.
Das Läuten von mehr Glocken als bisher erhöhte auch die Schwingungen. Besonders war davon das Turmkreuz betroffen. Es war seit der Erhöhung des Turmes im Jahre 1901 4,70 m lang und wog 175 kg. Das Holz, in dem es verankert war, war ausgeschlagen. Bei der Abnahme, zeigte sich, dass es nicht mehr lange gehalten und eines Tages vom Turm gefallen und unabsehbaren Schaden angerichtet hätte. Es wurde schließlich durch ein 40 kg schweres Turmkreuz ersetzt, das heute noch seinen Dienst tut ebenso wie der Wetterhahn. Von alters her hielt sich die Annahme, dass da oben ein Hahn stehe und keine Henne, weil sonst die Pfarrhaushälterin jeden Tag die Eier holen müsse.
Seit uralten Zeiten wurden die Glocken an Strängen geläutet, die im Turm bis in die „alte Sakristei“ herabhingen. Den Läutedienst hatten der jeweilige Mesner und die Ministranten. 1954 wurde eine elektrische Läuteanlage eingerichtet.
Das Elfuhrläuten
In Franken – vielleicht auch anderswo – gibt es noch in vielen Orten das Elfuhrläuten. In manchen Orten wird die Glocke, die täglich um 11 Uhr geläutet wird, die „Klößglocke“ genannt. in Langendorf nicht. Der Name „Klößglocke“ wird damit begründet, dass man in ländlichen Gegenden ja tagsüber oft auf dem Feld war. Und da trug man keine Armband- oder Taschenuhr bei sich. Das Elfuhrläuten machte dann die Frauen aufmerksam, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen und das Mittagessen zu bereiten. Bei uns in Langendorf waren die meisten Äcker bis zu sechs Kilometer weg vom Dorf, die Holzäcker. Und da hörte man das Läuten fünf Kilometer weit von Neubessingen herüber. Heute ist das nicht mehr der Fall, weil das Läuten durch den Lärm von der Autobahn unterdrückt wird.
Eine andere, wahrscheinlichere, Deutung ist ein Aufruf des Papstes Calixtus III., der 1455 das Läuten zu einem Türkenläuten gemacht hat. Damit sollten die Christen zum Gebet gegen die drohende Gefahr der vorrückenden Osmanen aufgerufen werden.
Autor: Otmar Pfister
Der Pfarrhof
Die Pfarrer hatten früher kein festes Einkommen. Das kam erst nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts. Bis dahin bestritten die Pfarrer ihren Lebensunterhalt in der Regel aus den mit einem Pfarramt vertrags- oder stiftungsmäßig verbundenen Besitzungen. Dies war in Langendorf die Pfarrpfründestiftung, die noch heute fortbesteht.
Die Pfarrpfründestiftung in Langendorf verfügte über einen Hof und viel Feld. Zu den Grundstücken gehörten beispielsweise die Felder, auf denen von 1963 bis 1966 die Häuser an der Julian-Breitenbach-Straße, sowie diejenigen, auf denen ab 1976 die Häuser an der Frankenstraße gebaut wurden.
Anfang des 20. Jahrhunderts war der Pfarrhof noch der größte landwirtschaftliche Besitz in Langendorf. Er umfasste das Pfarrhaus mit einem großzügigen Garten, die Pfarrscheune sowie Pferde, Rinder- und Schweineställe und war durch Erbschaften und Legate, aber auch durch Zukauf angewachsen. Im Realschematismus von 1897, der die Besitzverhältnisse und Pfarreieinkünfte beschreibt, sind neben den Gebäulichkeiten und dem Grundstück 1,589 ha Wiesen und 8,050 ha Äcker aufgeführt. Gegenwärtig, im Jahr 2020 sind es noch gut 6 ha.
Was Wesen einer Stiftung ist, dass aus dem Ertrag (Darlehens- und Pachtzins) der Stiftungszweck erfüllt wird. Deshalb darf das Stiftungsvermögen auch nicht durch Veräußerung geschmälert werden. Ein Beispiel: Der Verfasser dieser Aufzeichnung hat in den 1960er Jahren einen Bauplatz von der Pfarrpfründestiftung erworben. Der Gegenwert musste nicht in Geld geleistet werden, sondern im 3,7-fachen an Ackerland. Stiftungszweck ist gegenwärtig die Erhaltung des Pfarrhauses und des Pfarrhofes. So liegt auch die Baulast am Pfarrhaus von jeher nicht bei der Kath. Kirchenstiftung, sondern bei der Kath. Pfarrpfründestiftung.
Eine Episode am Rand: Pfarrer Julian Breitenbach kam aus einer bäuerlichen Familie. Er bewirtschaftete mit seiner Pfarrhaushälterin Rosa den großen Garten biologisch. Kunstdünger kam bei ihm nicht in den Garten, sondern ausschließlich das, was die Güllegrube hergab. Und deshalb wehrte er sich dagegen, dass das Pfarrhaus an die Kanalisation angeschlossen wurde. 1966 kam Bischof Josef Stangl zur Firmung nach Langendorf. Dabei wurden auch die kirchlichen Verhältnisse und das Pfarrhaus visitiert. Bei dieser Gelegenheit überzeugte der Bischof den Pfarrer, dass in ein Pfarrhaus mittlerweile auch ein Bad und Spültoiletten gehören. Das geschah dann auch.
So, wie es durch Herkommen begründete „fassionsmäßige“ Leistungen der Gemeinde an die Kirchenstiftung gab, gab es solche auch gegenüber der Pfarrpfründestiftung. So hatte der jeweilige Pfarrer Anspruch auf jährlich 18 Ster Brennholz und eine bestimmte Menge Reisigwellen. Nachdem diese Leistung durch die Umstellung auf Ölheizung nicht mehr genutzt werden konnte, wurde sie einvernehmlich mit dem Bischöflichen Ordinariat durch die Gemeinde abgelöst. Inzwischen gibt es eine Pelletsheizung.
So hat sich in der Zwischenzeit vieles geändert. Im Pfarrhaus wohnt kein Pfarrer mehr, weil es mittlerweile eine „Pfarreiengemeinschaft Saalekreuz“ gibt, die räumlich beinahe der Urpfarrei Langendorf entspricht.
Der Weg zum Pfarrhof führt über die Pfarrgasse. Als deren Abschluss steht Im Gegensatz zu den häufig anzutreffenden Giebeltoren das einzige in Langendorf erhaltene Rundbogentor, das ebenso aus der Rokokozeit stammt, wie die eingebaute Rotsandsteinpforte. Der Keilstein trägt die Jahreszahl 1769.
Mit der Zeit ist die Toranlage in die Jahre gekommen und erschien einsturzgefährdet. Deshalb beabsichtigte der örtliche Verein für Gartenbau und Landespflege, das Tor nach dem Vorbild des bisherigen zu erneuern. Bei einer gemeinsamen Besprechung mit Vertretern der Kirchenverwaltung, des Pfarrgemeinderates und der Gemeinde sowie weiteren Interessierten wurde schließlich festgelegt, dass das Tor in seiner Substanz erhalten werden soll. Langendorfer Rentner, die sich auch sonst um die Erhaltung von Denkmälern kümmern, erklärten sich bereit, das Tor mit einem mit Bruchsteinen eingefassten Betonanker zu sichern und mit Platten abzudecken. Dies geschah im Frühjahr 2009.
Die große Grünfläche, die früher als Garten und als Hof gedient haben mag, dient für Pfarrfeste und Maiandachten.
Zwischen dem Gemüsegarten und dem Nachbargrundstück ist vor wenigen Jahren die Stützmauer teilweise eingestürzt und sanierungsbedürftig.
Vieles hat sich über das vergangene Jahrhundert verändert. Aber das Grundstück ist in seinem Umfang unverändert geblieben und der Baubestand blieb ebenfalls fast unverändert erhalten. Roland Heinlein, der Kreisheimatpfleger fand heraus, dass der Langendorfer Pfarrhof aus der Zeit um Ende des 17. Jahrhunderts in seiner Substanz als einzigartig erhalten ist. Er vereinbarte deshalb eine Besichtigung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Als Ergebnis wurde der gesamte Pfarrhof im September 2019 mit folgendem Beschrieb in die Denkmalliste eingetragen:
Kath. Pfarrhof; Pfarrhaus, zweigeschossiger, verputzter Massivbau über Kellersockel, mit Walmdach, Treppenhausrisalit, Ecklisenen und geohrtem Rahmen, um 1914; Scheune, eingeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach, im Kern 18. Jh.; Stall, eingeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach, gleichzeitig, Pfarrhofmauer mit Fußgängerpforte und Rundbogentor, bez. 1769; Teile eines ehem. Baldachinbildstocks, Sandstein bez. 1822. FlstNr. 96 (Gmkg. Langendorf)
Autor: Otmar Pfister
Friedhof
Die Toten unter den Lebenden, der Friedhof rings um die Kirche im Dorf. Jahrhunderte lang war das so. Knochenfunde südwestlich der heutigen Kirche Schulgarten) sowie zwischen dem alten Schulhaus und dem heutigen Friedhof, da wo jetzt das Leichenhaus steht, weisen darauf hin. Er wurde deshalb auch Kirchhof genannt und war von einer hohen Mauer umschlossen. In Kriegszeiten war er die letzte Zufluchtsstätte.
Beim großen Brand von Langendorf im Jahre 1635 war auch die Kirche abgebrannt. Als sie um 1650 wieder aufgebaut wurde, wurde offenbar der Friedhof ortsauswärts verlegt. Dies hatte den Vorteil, dass der Langendorfer Friedhof schon sehr früh abseits der Brunnen lag und diese von daher nicht mehr durch Leichensickerwässer verunreinigt wurden. In vielen anderen Orten geschah dies erst Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund landesherrlicher seuchenpolizeilicher Vorschriften.
Um diese Zeit war der Friedhof in Langendorf jedoch offenbar schon wieder zu klein geworden. Die Gemeinde Langendorf beabsichtigte deshalb, den Friedhof noch weiter ortsauswärts zu erweitern. Das dafür notwendige Grundstück war im Eigentum der Kirchenstiftung und diese wehrte sich zunächst dagegen. Anders als in anderen Ortschaften, wo die Kirchenstiftung den Friedhof betrieb, war dies Aufgabe der Gemeinde.
So wurde die Gemeindeverwaltung von der Königlichen Regierung in Würzburg im Jahre 1872 angewiesen, erst einmal eine Leichenhofsordnung zu entwerfen und die „Todtengräber-Instruktion“ zu vollziehen. Schließlich gebe es noch alte Gräber aus der Entstehungszeit des Friedhofes und bei dem vorgefundenen Boden reiche eine „Umtriebszeit von 15 Jahren“ für die Verwesung aus.
Neun Jahre später, im September 1881, erhielt schließlich die Gemeinde die Genehmigung des Königlichen Regierungspräsidenten zur Erweiterung des Kirchhofes um 0,0640 ha. Die Gemeinde musste für den Grunderwerb 100 Mark an die Kirchenstiftung zahlen.
Im darauffolgenden Jahr wurde die Erweiterung durch Versetzen der Mauer und des Friedhofskreuzes durchgeführt. Durch diese Erweiterung wurden die drei oberen Grabreihen neu geschaffen. Die bereits bestehenden Grabreihen wurden offenbar nicht neu geordnet, weshalb zwischen den Reihen noch heute sehr wenig Platz ist.
Die überlieferten alten Grabmale haben das meisterliche Können der Steinmetze aus der näheren Umgebung bezeugt. Ein Musterbeispiel steht noch auf dem Friedhof in Langendorf. Der Grabstein der Familie Vogt. Ihn ziert ein aufgeschlagenes Buch, in das die Daten der dort Ruhenden eingetragen sind.
Um 1970 wurde durch eine neue Friedhofssatzung sowie durch die Einführung von Grabgebühren und der damit bezweckten Aufgabe von Zweit- und Drittgräbern wieder mehr Ordnung im Friedhof erreicht.
1967 wurde das Leichenhaus gebaut, ein ansprechender Vorplatz angelegt und 1969 das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet.
In der jüngeren Vergangenheit sind Bedenken gegen Urnenbestattungen aus religiöser Sicht geschwunden. Andererseits haben viele keine Angehörigen mehr im Ort, so dass die Grabpflege erschwert ist. Aus diesen Gründen ist im Februar 2008 eine Urnenanlage geschaffen und von Pfarrer Karl Feser gesegnet worden.
Die Wege waren bekiest und teilweise uneben und
deshalb für ältere Leute schwer begehbar. In den Jahren 2011 und 2012 wurden die Wege und der Vorplatz vor dem Leichenhaus deshalb durch eine Rentnergruppe aus Langendorf mit Pflaster neu gestaltet.
In den Nachkriegsjahren hatte die Bevölkerung sprunghaft zugenommen und damit auch der Bedarf an Grabstellen. Im Zusammenhang mit der Ausweisung der Wohnbaufläche (heute Julian-Breitenbach-Straße) wurde zwischen der dafür angelegten Straße und dem Friedhof eine Fläche für Friedhofserweiterung vorgesehen. Inzwischen besteht dieser Bedarf nicht mehr und auch die Beengtheit löst sich nach und nach auf .Auf die Friedhofserweiterung konnte daher verzichtet werden.
Durch die zunehmende Wohnbebauung ist der Friedhof wieder in das Dorf hinein gewachsen und mahnt beim Besuch an die Vergänglichkeit des Augenblicks.
Das Priestergrab
Wann das Priestergrab im Langendorfer Friedhof angelegt wurde, kann nicht genau bestimmt werden. Die früheste Belegung ist die von Josef Gasanoy, der von 1807 bis 1818 Pfarrer hier war. Danach ließ sich Conrad Henke hier beisetzen, der von 1818 bis 1845 Pfarrer hier war. Der nächste war Johann Sahlender 1850 bis 1880 Pfarrer hier. Danach folgte Anton Peetz von 1880 bis 1905. In seine Zeit fiel die Friedhofserweiterung, so dass er der erste war, der an dem uns bekannten Ort bestattet wurde. Nach ihm folgte nur noch Johannes Wenzel, der von 1928 bis 1941 hier Pfarrer war.
Der nachfolgende Pfarrer Julian Breitenbach, hier Pfarrer von 1941 bis 1972 ließ sich in seinem Geburtsort Rohrbach bei Karlstadt beisetzen, der darauf folgende Gottfried Vollmuth, Pfarrer in Langendorf von 1973 bis 1982 in seinem Geburtsort Hambach bei Schweinfurt .
Monsignore Sebastian Spielmann war zwar nicht Pfarrer hier. Aber er betreute die Pfarrei im Ruhestand neun Jahre lang vorbildlich und war sehr beliebt. Er wollte auf dem Friedhof in Langendorf begraben werden, weil die Leute, wie er sagte, hier noch auf den Friedhof gehen und an den Gräbern beten. Er erhielt einen Ehrenplatz links des Friedhofskreuzes. An seiner Beisetzung nahmen der Bischof von Speyer, Dr. Anton Schlembach, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand sowie mehr als 30 Priester teil. Beinahe unmittelbar daneben ruht auch der aus Langendorfer stammende Priester Siegmund Simon. Daraufhin wurde dann das des Priestergrab an die rechte Seite des Friedhofskreuzes verlegt.
Autor: Otmar Pfister
Pfarrer in Langendorf
Wenngleich die Aufzählung der Geistlichen, die hier gewirkt haben, nicht lückenlos ist, so ist sie doch recht aufschlussreich. Neben den Frühmessnern zwischen 1541 und 1560, den Kaplänen bis 1904 und den Coperatoren bis 1912 wirkten hier folgende Pfarrer:
- 1321 - 1337 - Pfarrer Ringelm
- bis 1423 - Roroch Spigel
- ab 1423 - Conrad de Mara
- um 1468 - Melchior Truchseß
- 1472 - Waller Sixt
- bis 1521 - Konrad Wirk
- 1521 bis 1525 - Wipert von Grumbach
- 1525 bis 1553 - Thomas von Rieneck
- 1553 bis 1579 - Johann Peter (vorher Frühmesser)
(unter ihm wurde die Filiale Elfershausen abgetrennt) - 1579 bis 1587 - Konrad Müller (auch Conradus Molitor)
- ab 1587 - Melchior Haidler
- 1667 bis 1683 - Johannes Matthaei (aus Mellrichstadt)
- 1683 bis 1719 ? Lorenz Schmitt (aus Ebern)
Erbauer des Pfarrhauses vor dem jetzigen - 1725 M. Georg Wikley
- 1727 bis 1743 Johann Michael Roßmann (aus Brendlorenzen)
- 1744 bis 1782 Lorenz Josef Glückstein (aus Ebern)
Unter ihm wurde die Filiale Fuchsstadt abgetrennt - 1782 bis 1806 Johannes Baumeister
In den Sterbematrikeln steht geschrieben:
„Im Jahre 1806, am 25. Junius ist mit allen heiligen Sakramenten der Sterbenden versehen, gottselig verschieden der Hochwürdige, hochgelehrte Herr Johann Baumeister, gebürtig von Euerdorf, vorerst Pfarrer von Kleinrinderfeld, dann Frühmesser zu Heidingsfeld, hierauf Pfarrer von Oberschwarzach, letztens durch 24 Jahre Pfarrer von Langendorf. Er starb im 87. Jahre seines Alters und 56. seines Priesterstandes als Jubiläus des ganzen Klerus, er lebte und starb als wahrer Israelit, in dem kein Betrug zu finden war, nur Redlichkeit und Rechtschaffenheit zeichneten seinen Karakter aus. Er ruhe in Frieden.“
Während des Wirkens von Pfarrer Baumeister und nach seinem Tode wirkten hier als Cooperatoren: - 1793 bis 1799 - Karl Jakob Mainzinger
- 1804 bis 1807 - Kaspar Kirmes
- 1807 bis 1818 - Johann Josef Gassanoy (aus Würzburg)
Er erkrankte bereits 1809. Von da an bis zu seinem Tode im Jahre 1818 wirkte Anton Josef Kunkel als Cooperator hier. - 1818 bis 1845 - Konrad Henke aus Kitzingen
Er war der Erbauer der jetzigen Kirche. - 1845 – 1850 - Andreas Zoll
Er war der Sohn eines Lehrers aus Langendorf.
Über ihn ist geschrieben: „Es scheint ihm hier in seinem Heimatdorf nicht gefallen zu haben. Vielleicht hat er auch an sich das Wort des Herrn erfahren: Ein Prophet ist nirgends weniger geehrt, als in seinem Vaterlande und in seinem Hause. (Matth. 13.57)“ - 1850 – 1880 - Johann Sahlender (aus Ostheim bei Hofheim)
Über ihn steht geschrieben: „Er war ein Mann von guten Sitten. Sein ganzes Vermögen vermachte er zu guten Zwecken und setzte das Kilianeum zum Haupterben ein.“
Unter ihm wurde 1863 die Filiale Machtilshausen abgetrennt und zur selbstständigen Pfarrkuratie erhoben. - 1880 – 1905 - Anton Peetz, dieser hatte von 1892 an Cooperatoren und zwar
- 01.06.1892 – 15.08.1893 - Philipp Betz
- 16.08.1893 – 29.10.1896 - Valentin Schmitt
- 29.10.1896 – 12.10.1897 - Lorenz Hartung
- 14.10.1897 – 10.11.1898 - Ferdinand Hebig
- 11.11.1898 – 06.10.1899 - Josef Stadelmann
- 06.10.1899 –01.10.1904 - Kaspar Heim (gleichzeitig Pfarrverweser in Elfershausen und Machtilshausen)
- Pfarrer Peetz starb zwar 1912 im Kloster Lülsfeld, ließ sich aber auf dem Friedhof in Langendorf beisetzen.
- 1905 – 1912 Adolf Hemmerlein (aus Kleinsassen)
Er war wegen einer Streitsache mit dem Bischöflichen Ordinariat seit 1909 vom Dienst suspendiert und ließ sich 1912 pensionieren.
Während der Dauer der Suspendierung wurde die Seelsorge durch die Cooperatoren wahrgenommen.
Cooperatoren waren in dieser Zeit
24.10.1906 – 10.03.1909 - Anton Stahl
11.03.1909 – 26.11.1909 - Philipp Hablitz, Pfarrverweser
27.11.1909 – 09.02.1910 - Schubert, Pfarrverweser
10.02.1910 – 02.08.1912 - Alfons Roos, Pfarrverweser - 1912 – 1922 - Sigmund Vierrether (aus Kitzingen) - Während seiner Zeit wurde die Schwesternstation mit ambulanter Krankenpflege und Kinderbewahranstalt errichtet und das neue Pfarrhaus gebaut. Er übernahm danach die Pfarrei Wechterswinkel
- 1922 – 1928 - Johann Steinmetz (aus Schwebenried)
Er ging als Pfarrer nach Essleben, wo er noch in demselben Jahr verstarb. - 1928 – 1941- Johann Wenzel (aus Würzburg)
Er ließ die Kirche innen und außen renovieren und beschaffte eine neue Orgel. - 20.06.1941 bis 06.12.1972 - Julian Breitenbach
Die Kirche wurde außen und innen renoviert.
Neue Glocken wurden angeschafft.
Er war nach Pfarrer Glückstein am längsten als Pfarrer in Langendorf, feierte sein Goldenes Priesterjubiläum hier
und wurde am 14.12.1970 Ehrenbürger der Gemeinde Langendorf.
- 27.01.1973 bis Gottfried Vollmuth 09.01.1982
Er starb als Pfarrer von Langendorf und war auch der letzte Langendorfer Pfarrer.
Danach wurde der Pfarrer von Elfershausen, damals Erich Höfling, zunächst als Pfarrverweser und dann als ständiger Pfarrer von Langendorf eingesetzt.
Pfr. Erich Höfling + 6. Jan. 2018
Eineinhalb Jahre lang stand das Pfarrhaus leer, bis vom
- 23.07.1983 – 16.05.1992 Monsignore Sebastian Spielmann hier wirkte.
Er war vorher Pfarrer von Heiliggeist und Stadtdekan in Schweinfurt und verbrachte seinen „Un“-Ruhestand in Langendorf, wo er wegen seiner Zugänglichkeit besonders beliebt war.
Er war Geistlicher Rat und Ehrenkaplan. Zu seinem Goldenen Priesterjubiläum und zu seiner Beisetzung in Langendorf waren der Bischof von Speyer, Dr. Anton Schlembach, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und mehr als 30 Priester hier.
Msgr. Sebastian Spielmann + 16. Mai 1992
- Vom 29.11.1992 bis zum 27.09.1998 versah Pfarrer Dr. Kasimir Mokwa aus Polen hier die Seelsorge. Vorher war er als Professor an der Theologischen Hochschule in Oliva tätig. Ihm verdanken wir die freundschaftliche Beziehung zur kaschubischen Gemeinde Lipusz, wo sein Bruder Stanislaus als Monsignore bis zu seinem Tod im Jahre 2003 die dortige Pfarrei leitete. Dr. Kasimir Mokwa verbrachte seinen Ruhestand überwiegend in seiner Heimat in Polen und ist im 11. Februar 2015 dort verstorben.
Das Pfarrhaus stand danach einige Jahre leer, bis es umgebaut und modernisiert wurde. Seitdem sind zwei Wohnungen vermietet. Außerdem sind Begegnungsräume und die Pfarrbücherei dort eingerichtet.
Die Seelsorge wurde seit dem Weggang von Pfarrer Dr. Mokwa ganz von Pfarrer Karl Feser in Elfershausen versehen, der seit Januar 2000 von Pfarrer i.R. Anton Hubert Brimer aus Machtilshausen tatkräftig unterstützt wurde. Im Sommer 2008 wechselte Pfarrer Feser als Stadtpfarrer nach Bad Königshofen.
Seit 2008 bilden die Pfarreien Langendorf mit Filiale Westheim, Elfershausen mit Filialen Engenthal und Trimberg, Fuchsstadt, Feuerthal und Machtilshausen die Pfarreiengemeinschaft „Saalekreuz“. Diese Pfarreiengemeinschaft wurde seitdem bis 2012 von Dekan Pfarrer Erich Sauer, dem bisherigen Pfarrer von Fuchsstadt geleitet. Da trat Pfarrer Sauer seine neue Pfarrstelle in Haibach an.
Von November 2008 bis August 2014 wurde das Seelsorgeteam durch Pater Joseph Maliekel aus Indien verstärkt. Dann ging er als Vikar nach Gaukönigshofen.
Von September 2014 bis Juli 2016 war Dr. Blaise Okachibe Okpanachi aus Nigeria hier und betreute die Pfarreiengemeinschaft als Pfarrvikar. Seit August 2016 war er zunächst Pfarradministrator und ist seitdem Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Thulbatal in Oberthulba.
Von April 2012 bis zu seinem Tod 2017 unterstützte außerdem Kuratus und Oberstudienrat i. R. Siegmund Simon, der aus Langendorf stammt, die Seelsorge.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass während der krankheitsbedingten Verhinderung Langendorfer Pfarrer in den letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts so bedeutende Priester wie der spätere Bischof von Speyer, Dr. Anton Schlembach, der zuletzt dienstälteste Generalvikar aller deutschen Diözesen, Dr. Karl Hillenbrand, Dekan und Stadtpfarrer von Hammelburg, Oscar Röll und der Regens des Würzburger Priesterseminars Heinz Röschert hier das Messopfer feierten. Dr. Karl Hillenbrand hielt auch als Generalvikar noch Flurprozessionen hier und segnete kurz vor seinem überraschenden Tod im November 2014 noch das neue Feuerwehrhaus und das neue Feuerwehrfahrzeug.
Nach dem Weggang von Pfr. Sauer im Jahr 2012 hatte die Pfarreiengemeinschaft vier Jahre keinen Pfarrer. Pfarradministrator in dieser Zeit war Dr. Jaroslaw Woch, Pfarrer von Oberthulba.
Seit September 2016 hat die Pfarreiengemeinschaft „Saalekreuz“ wieder einen Pfarrer.
Es ist Norbert Wahler aus Ramsthal.
Autor: Otmar Pfister
Priester und Ordensleute aus Langendorf
Wie viele Priester und Ordensleute aus Langendorf stammen, ist nicht bekannt. Nachstehend sind diejenigen aufgeschrieben, von denen bekannt ist, dass es sie gab oder gibt.
Abt Valentin IV. Hendinger war 36 Jahre lang Vorsteher der Zisterzienser-Abtei Bildhausen. Er wurde am 5. Dezember 1639 inmitten des Dreißig-jährigen Krieges in der Sakristei der Pfarrkirche Königshofen zum Abt des Klosters Bildhausen gewählt, weil das Kloster Bildhausen noch feindlich besetzt war. Die 16 Patres und Novicen waren verstreut, sodass nur die sechs dort anwesenden Zisterzienser wählen konnten. Später residierte er dann in Bildhausen.
Abt Valentin wird als äußerst tätig beschrieben und wohnte u. a. dem Landtage zu Würzburg und dem Leichenbegängnis des Churfürs-ten Johann Philipp von Schönborn bei. 1675 starb er 81jährig 61 Jahre nach der Profess und 53 Jahren als Priester. Quelle: Rost, Cisterzienser-Abtei Bildhausen
Matern Reuß
In den historisch-statistischen Beschreibungen des Hochstifts Würzburg ist Matern Reuß genannt, der 1751 in Langendorf geboren wurde. Er trat als examinierter Arzt in den Benediktiner-Orden ein, studierte Theologie und wurde, nachdem er zum Priester geweiht worden war, im Alter von 29 Jahren ordentlicher Professor der Logik, Metaphysik und Praktischen Philosophie. Er sei der erste gewesen, der Kant`sche Philosophie an den Katholischen Universitäten eingeführt habe. Matern Reuß wird als christlicher Philosoph und philosophischer Benediktiner beschrieben.
Vierheilig Oswald aus Hs. Nr. 49a jetzt Hauptstraße 9 wurde am 15.09.1889 in Langendorf geboren und ist am 12.03.1949 gestorben. Er war zuletzt Pfarrer in Hl. Kreuz in Würzburg.
Zoll Anton
aus Hs. Nr. 77, jetzt Freihofstraße 7, wurde am 25.12.1904 in Langendorf geboren. Am 17,.03.1929 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Als Kaplan kam er nach Höchberg und Würzburg Hl Kreuz. Danach war er Direktor des Exerzitienklosters Himmelspforten, Pfarrer von St. Burkhard in Würzburg und als Hausgeistlicher des St.-Thekla-Heimes in Würzburg. Er starb am 29.07.1983 in Würzburg.
Simon Siegmund aus Hs. Nr. 1, jetzt Freihofstraße 1 wurde am 30.12.1935 in Langendorf geboren. Am 11.03.1962 empfing er die Priesterweihe in Würzburg. Seine Kaplansjahre verbrachte er in Gerolzhofen und Kirchzell. Von 1967 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2012 war er als Studienrat Religionslehrer an der Knabenrealschule in Aschaffenburg. Seinen Ruhestand verbrachte er in Langendorf, wo er in der Seelsorge der Pfarreiengemeinschaft Saalekreuz tatkräftig mithalf. Am 23.09.2017 ist er verstorben. Seine Entscheidung, Priester werden zu wollen, hat vielleicht auch mit der Tatsache zu tun, dass er im Kindesalter in die Eisdecke der Saaleinsel einbrach und gerettet wurde.
Bruder Alois Vierheilig aus Hs.Nr. 42 - jetzt Hännerstraße 2 war der einzige Ordensbruder aus Langendorf seit mehr als hundert Jahren. Vor ihm sind Frater Eustachius Neubert am 07.12.1703 und Bruder Emmerich Scheffer am 09.01.1728 in das Franziskanerkloster Altstadt eingetreten. Wahrscheinlich gab es aber da noch mehr Langendorfer, die dort im Kloster waren. Alois Vierheilig wurde am 15.07.1909 geboren und erlernte zunächst das Schneiderhandwerk. 1931 schloss er sich als Postulant dem Orden der Pallottiner an und legte 1937 seine ewige Profess ab. Von Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft blieb er nicht verschont. Ab 1948 versah er Dienst als Schneider, Gärtner und Landwirt im Missionshaus Hofstetten, wobei er sich die Gartenarbeit immer mehr zu eigen machte. Am 19.05.2002 verstarb er in der Pflegestation des Ordens in Bruchsal, wohin er verlegt worden war.
Schwester Maria Tarcissia aus Hs. Nr. 42 war eine Schwester von Bruder Alois und wurde Ordens-schwester bei den Oberzeller Schwes-tern, Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu OSF. Sie wurde am 11.06.1894 als Maria Elisabetha Vierheilig in Langendorf geboren. Ihre Profess legte sie am 03.05.1926 ab. Als Handarbeitslehrerin war sie beinahe die gesamte Zeit im Kloster mit dem Besticken von Messgewändern beschäftigt. Verstorben ist sie am 22.11.1975.
Schwester Maria Aletha aus Hs. Nr. 76 - jetzt Freihofstraße 5 - war Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 10.05.1914 in Langendorf als Rosa Antonia Vierheilig geboren. Ihre Profess legte sie am 05.10.1938 ab. Beinahe ihre gesamte Ordenszeit verbrachte sie als Krankenschwester in der Krankenpflege im Juliusspital in Würzburg. Am 15.08.1996 ist sie verstorben.
Schwester Maria Sigrada aus Hs.Nr. 35 – jetzt Saalestraße 6 war Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 22.05.1905 in Langendorf als Hedwig Pfister geboren. Ihre Profess legte sie am 03.05.1931 ab. Danach war sie als Kindergärtnerin in Schimborn, Nordhalben, Thüngersheim und Wiesenfeld. In Schimborn ging bei ihr der spätere Weihbischof Helmut Bauer in den Kindergarten, worauf sie besonders stolz war. Verstorben ist sie am 08.03.1991
Schwester Maria Belina, aus Hs. Nr. 35 eine Schwester von Sigrada war Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 13.07.1911 als Anna Pfister in Langendorf geboren. Ihre Profess legte sie in Würzburg-Oberzell ab. Als Krankenschwester war sie während des Krieges im Lazarett in Marienbad im Egerland eingesetzt, danach in Dettingen bei Alzenau. 1950 wurde sie von ihrem Orden nach Plainfield USA gerufen, wo sie Leiterin eines Pflegeheimes war. Dort ist sie am 18.12.1993 verstorben.
Schwester Maria Oliviera aus Hs.Nr. 81 – jetzt Hännersstraße 6 Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 14.02.1912 in Langendorf als Ludwina Vierheilig geboren. Ihre Profeß legte sie am 03.05.1934 ab. Sie war als Krankenschwester in der Lungenheilanstalt Kutzenberg und im Juliusspital in Würzburg - zuletzt als Oberin - tätig. Verstorben ist sie am 05.06.1981.
Schwester Maria Domitia aus Hs. Nr. 34, jetzt Saalestraße 8, war Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 28.07. 1898 in Langendorf als Anna Margaretha Müller geboren. Ihren Dienst als Ordensschwester leistete sie in mehreren Niederlassungen als Krankenschwester. Sie ist am 11. Juli 1968 verstorben.
Ein Sonderfall war die Familie Lux in Langendorf. Anton und Maria Lux hatten 13 Kinder. Sie waren aus Deutsch Jasnick im Sudetenland vertrieben worden. Die ersten 8 Kinder wurden dort geboren, darunter zunächst 4 Ordensschwestern.
Theresia Lux am 01.10.1934 in Deutsch Jasnick im Sudetenland geboren, war zunächst Ordensschwester, verließ aber später den Orden. Sie hatte einige Jahre in England studiert. Danach war sie viele Jahre Studiendirektorin, später Oberstudiendirektorin in Saalbrücken. Verstorben ist sie am 06.07.2019 in Würzburg
Schwester Tarcisia ist Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Geboren wurde sie am 11.09.1936 als Walburga Lux in Deutsch Jasnick im Sudetenland. Ihre Ausbildung machte sie als Erzieherin im Kindergartenseminar in St. Hildegard in Würzburg. Ihre Erstprofeß legte sie bei den Karmelitinnen in Regensburg ab. Sie verstarb bereits am 29.09.1958 im Alter von 22 Jahren in Regensburg.
Schwester Redempta ist ebenfalls Ordensschwester bei den Oberzeller Schwestern. Sie wurde am 09.09.1935 als Marianne Lux ebenfalls in Deutch Jasnick im Sudetenland geboren. Ihre Ewige Profeß legte sie 1960 im Kloster Oberzell ab. Nach ihrer Ausbildung als Werklehrerin und Stenographielehrerin war sie dreißig Jahre lang als Lehrerin in der Mittelschule im Kloster Oberzell und 21 Jahre in der Heilpädagogischen Schule St. Ludwig tätig. Seit 2017 ist sie im Antoniusheim in Oberzell.
Schwester Edith ist Ordensschwester bei den Kreuzschwestern in Gemünden am Main. Sie wurde am 16.11.1938 als Amalie Lux in Nepajedel im Sudetenland geboren. Ins Kloster trat sie 1958 ein. Ihre Erstprofess legte sie 1962 ab. Nach ihrer Ausbildung war sie sieben Jahre lang als Krankenschwester in Regensburg und Wasserlos tätig. Danach machte sie eine Fachausbildung für Leitende Aufgaben in Kliniken und Schulen. Anschließend war sie neunzehn Jahre lang leitende Krankenschwester in der Orthopädischen Klinik Schloß Werneck und Wohnbereichsleiterin im Caritas Senioren Zentrum St. Thekla in Würzburg. Danach hatte sie die Leitung der Katholischen Seelsorge und im Team der Evangelischen Seelsorge und im Senioren Zentrum St. Thekla inne. Zwischendurch besuchte sie das Päpstlich-Theologische Seminar für Schwestern in leitender Aufgabe in Rom.
Autor: Otmar Pfister
Bildstöcke
Bildstöcke -Wahrzeichen der Landschaft
Der Würzburger Professor Josef Dünninger schrieb 1952 in einem Sonderdruck für Völkerkunde: „Die Bildstöcke sind eine der großen Signaturen und Wahr-zeichen der fränkischen Landschaft. Sie sind unlöslich mit ihr verbunden. Die Bildstöcke haben landschaftsgestaltende Kraft. Sie setzen in die Fluren und Dörfer geschichtliche Zeichen und geben geschichtliche Farbe in die Gemarkungen, auf Äckern, an die Straßen und in die Weinberge“.
Bildstöcke sind aber vor allem Zeichen und Zeugen gläubiger Gesinnung.
Der älteste der gegenwärtig 29 Bildstöcke und Gedenksteine in unserer Gemarkung wurde im Jahre 1611 geschaffen. Er trägt neben den Namen der Stifter – einer von ihnen hieß übrigens Peter Langendorf – das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter. Nur von vier Bildstöcken im Bereich des ehemaligen Landkreises Hammelburg sind ältere Daten bekannt. Zwei von ihnen stehen in der Gemarkung Fuchsstadt, einer in der Gemarkung Westheim und damit in der Urpfarrei Langendorf.
Waren es in der Zeit der zunehmenden Mechanisierung vielerorts Fahrzeuge, größere Maschinen, Flurbereinigung und Wegebau, denen die Bildstöcke in der Flur und an den Straßen zunehmend im Wege standen, so ist es in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend der Verfall auf Grund von Umwelteinflüssen.
Der Gemeinderat Langendorf hat mit einem seiner letzten Beschlüsse vor der Eingemeindung in den Markt Elfershausen festgelegt, dass neun Bildstöcke und Flurdenkmäler in und um Langendorf restauriert werden und den Auftrag an den Bildhauermeister Siegfried Herterich erteilt. Die Arbeiten wurden 1983 abgeschlossen. Seitdem wurden fünf Bildstöcke neu aufgestellt, vier wurden durch neue ersetzt und zehn wurden restauriert. So wie in früherer Zeit, als Bildstöcke aus Dankbarkeit oder aus anderen Gründen von Privatpersonen gestiftet wurden, gehen fast alle diesbezüglichen Setzungen und Renovierungen in den vergangenen 40 Jahren auf Initiativen von Privatpersonen, Vereinsgemeinschaften, Flurbereinigung oder den örtlichen Gartenbauverein zurück.
Bei den wenigsten ist der Setzungsgrund oder der Zeitpunkt bekannt. Es war deshalb sehr hilfreich, dass der Landkreis Bad Kissingen vor mehr als 40 Jahren mit der Schriftenreihe „Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen“ ein umfassendes Werk herausgab. Den Band 3, der die Flurdenkmale des Altlandkreises Hammelburg umfasst, schrieb Karl Stöckner aus Hammelburg. Eine Reihe von Textstellen in den nachfolgenden Aufzeichnungen ist diesem Buch entnommen.
Diese Dokumentation soll dazu beitragen, Interesse für unsere steinernen und hölzernen Zeugen und Bildnisse im Dorf und in der Landschaft zu wecken und das Bewusstsein für ihren religiösen und ideellen Wert zu vertiefen.
Langendorf, im Juni 2020
Otmar Pfister
Lageplan mit den Standorten der Bildstöcke